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Fußballfeste, große Emotionen und ein bisschen Magie: Das waren unsere Berliner Sportmomente 2025
Das Sportjahr hatte in Berlin wieder jede Menge zu bieten. Aber was war dieser eine ganz besondere Moment? Hier eine subjektive Rückschau.
Stand:
An dieser Stelle blicken wir aus regionaler Sicht zurück auf das Sportjahr 2025 in Berlin. Das sind – ganz subjektiv – unsere Sportmomente des Jahres.
19. April, Fußball-Bundesliga, 30. Spieltag: 1. FC Union – VfB Stuttgart 4:4 (4:4)
Fußballspiele im Stadion An der Alten Försterei sind nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Sicher, für echte Unioner ist jedes Heimspiel ein Festtag, aber für neutrale Zuschauer kann es schon mal zäh werden. Dieser Samstag stellt ein krasses Kontrastprogramm dar. Die Berliner und der VfB Stuttgart liefern sich ein denkwürdiges Scheibenschießen.
Dabei beginnt alles sehr union-like. Ecke Trimmel, Tor Ilic. Freistoß Trimmel, Tor Leite. Standards können sie halt. Für gewöhnlich entwickelt sich nach früher Berliner Führung eine Abwehrschlacht, doch nicht an jenem Tag. Stuttgart kommt durch Undav und Millot zurück, nach 29 Minuten steht es 2:2.

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Dann erreicht der Ball Leopold Querfeld und der Österreicher jagt ihn aus 35 Metern in den Winkel. Der Gewaltschuss wird später zum Tor des Monats gewählt. Aber das ist es noch nicht gewesen. Stuttgart dreht das Spiel durch Jeff Chabot und Chris Führich. Es läuft die sechste Minute der Nachspielzeit: Freistoß Trimmel, Kopfball Ilic, 4:4.
Es ist das erste Mal in der Bundesligahistorie, dass in der ersten Hälfte acht Tore fallen. Die Menschen in der Alten Försterei schauen sich fassungslos an. Nach der Pause passiert nicht mehr viel – doch bei Union feiern sie trotzdem: den Klassenerhalt, der mit diesem Punkt auch rechnerisch feststeht, und ein Rekordspiel, an das sie sich noch in vielen Jahren ehrfürchtig erinnern werden. (Julian Graeber)

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25. April, Eishockey, 5. DEL-Finale: Eisbären Berlin – Kölner Haie 7:0 (4:0, 2:0, 1:0)
Der diesjährige Titelgewinn ist auf der letzten Etappe ein regelrechter Spaziergang. Zum dritten Mal hintereinander besiegen die Eisbären die Kölner Haie mit 7:0. Für alle, die nicht gerade mit den Eisbären verbunden sind, ist es eine Meisterschaftsentscheidung der langweiligen Sorte – aus rein sportlicher Sicht.
Dennoch ist der Abschluss dieser Saison einzigartig, weil er emotional geprägt ist von den Erinnerungen an Tobias Eder, der Ende Januar verstorben war. In den Minuten und Stunden nach der sportlichen Krönung wird offensichtlich, was es den Eisbären bedeutet hat, diesen Titel für den Kollegen zu holen – und weiterhin fest mit ihm verbunden zu sein.
Bereits beim ersten Spiel nach Eders Tod konnte jeder Anwesende in der Arena sehen und fühlen, was den Verein an Gemeinschaft und Empathie auszeichnet. Die Art und Weise, wie man in den folgenden Wochen gemeinsam den Schmerz verarbeitet, aber zugleich an einem gemeinsamen Ziel gearbeitet hat, mündet in einer Mannschaftsleistung, die in dieser Form wohl kaum jemand erwartet hätte. (Benedikt Paetzholdt)
21. Juni, Berlin Tennis Open, Halbfinale: Wang Xinyu – Ljudmila Samsonowa 6:4, 6:1
Warm ist es an diesem Samstag im Steffi-Graf-Stadion. Sehr warm. Da stört es auch nicht so sehr, dass das zweite Halbfinale der Berlin Tennis Open zwischen Wang Xinyu und Ljudmila Samsonowa gerade mal eine Stunde dauert.
Als sich die Chinesin anschließend zum Siegergespräch bei Andrea Petković bereitmacht, sind die ersten Zuschauer schon auf dem Weg in den Schatten. Doch das Interview von Wang wird zum heimlichen Höhepunkt des Tages.
„Ich habe eigentlich nichts erwartet vor diesem Match, so wie eigentlich bei jedem anderen auch in dieser Woche“, legt die heute 24-Jährige los und erntet die ersten Lacher. Trocken erzählt sie weiter: „Das war eine Art von Magie, da war ich selbst begeistert. Ich meine das wirklich und lüge nicht.“
Ich war schon auf dem Weg zum Netz, aber dann hat mich mein Team buchstäblich zurück auf den Platz geschubst.
Wang Xinyu, Tennisspielerin
Fast ungläubig reagiert auch Petkovic, ein derartiges Feuerwerk an Sprüchen hat sie nicht kommen sehen. Wang aber lässt nicht locker und berichtet freimütig davon, dass sie eine Woche zuvor in der Qualifikation fast aufgegeben hätte: „Ich war schon auf dem Weg zum Netz, aber dann hat mich mein Team buchstäblich zurück auf den Platz geschubst.“ Ob sie ihrem Trainer deswegen dankbar sei? „Ja – dieses Mal.“
Obwohl am nächsten Tag das große Finale ansteht, verspricht sie eine Party nach dem Sieg im Halbfinale: „Wenn ich diese Woche heute nicht feiere und morgen verliere, dann habe ich überhaupt nicht gefeiert und das wäre schlecht.“ Es klingt fast prophetisch, im Finale unterliegt sie tags darauf Marketa Vondrousova. Das letzte Bier am Samstag war vermutlich schlecht. (Jörg Leopold)
21. September, Leichtathletik: Berlin-Marathon
Viel Zeit bleibt nicht, um wirklich zu erfassen, wer da gerade vorbeiläuft: Der Kenianer Sabastian Sawe hat ein solches Tempo drauf, dass die Menschen am Rande der Strecke ihn nur für wenige Sekunden sehen. Dann ist er auch schon verschwunden – und wenig später als Erster im Ziel.
Für einen Weltrekord reicht es bei der 51. Auflage des Berlin-Marathons zwar nicht, vor allem wegen der schwülen Luft und Temperaturen um die 25 Grad. Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch: Auch in diesem Jahr ist der Marathon mit mehr als 50.000 Läuferinnen und Läufern, Skatern und Skaterinnen und Handbikerinnen und Handbikern ein echter Höhepunkt.
Entlang der gut 42 Kilometer feuern über eine Million Menschen die Teilnehmenden an, halten kreative Plakate in die Höhe und sorgen mit Pompons und Trommeln für gute Laune.
Zahlreiche Teilnehmer, die mit den Temperaturen zu kämpfen haben, berichten später, dass sie insbesondere die letzten Kilometer kaum ohne die Motivation von außen geschafft hätten. Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer reichen zudem Wasserbecher, die entweder getrunken oder über den Kopf geschüttet werden.
Doch nicht nur am Streckenrand herrscht ausgelassene Stimmung – das Rennen ist in der gesamten Stadt präsent: In Bussen und Bahnen wird über Lautsprecher Musik gespielt. Und am Ende sieht man viele erschöpfte Menschen mit einer Teilnehmermedaille um den Hals, die sich bereits über das Rennen im kommenden Jahr austauschen. (Inga Hofmann)

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2. Dezember, Fußball, Achtelfinale im DFB-Pokal: Hertha BSC – 1. FC Kaiserslautern 6:1 (3:1)
Die erste Halbzeit geht mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Es ist bis hierhin die mit Sicherheit beste von Hertha BSC im Jahr 2025. Mindestens.
3:0 steht es Anfang Dezember im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Kaiserslautern, ehe Marlon Ritter für den FCK trifft. Egal, da brennt nichts mehr an – würde es in vielen anderen Stadien nun heißen. Im Olympiastadion dagegen tauschen nicht wenige der insgesamt gut 50.000 Zuschauer besorgte Blicke aus. Hertha wird doch wohl nicht …
Nein, Hertha wird nicht. Auch die zweite Halbzeit ist eine einzige Gala. Die Ostkurve präsentiert passend dazu Liedgut aus alten – sportlich deutlich besseren – Zeiten. „Eins, und zwei und drei und vier, so viel Tore schießen wir“ beispielsweise oder „Ihr könnt nach Hause fahrn“ in Richtung Gästeblock.
Kurz vor dem Ende gibt es dann noch ein kraftvolles „Der BSC ist wieder da“ und nach Abpfiff eine gemeinsame „Uffta“ von Fans und Spielern. Die Rufe hallen so laut vom Marathontor wider, als würden dort viele Tausend Fans stehen.
Ja, man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Und das hier ist wahrlich ein Fußballfest unter Federführung von Hertha BSC. So etwas hat es in der jüngeren Vergangenheit nicht oft gegeben. (Sebastian Schlichting)
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